Diesen Frühling durfte ich zum aller ersten Mal der wilden Balz der Birkhähne beiwohnen, ein Erlebnis das ich nie wieder vergessen werde...
Früh Morgens, genauer gesagt um 1:30 klingelt der Wecker bei uns Zuhause im schönen Aargau. Heute steht etwas ganz spezielles auf dem Tagesplan, die Birkhahnbalz. Das Equipment inklusive Tarnzelt und Zwischenverpflegung ist schon seit dem Vortag gepackt und im Auto verstaut. Um kurz vor 2 geht die lange, dunkle Fahrt ins Ungewisse los. Unterwegs lade ich meinem guten Freund Lars Gübeli ein und das letzte Stück im Auto vergeht wie im Fluge. Dank Lars wurde mir und meiner Freundin dieses Spektakel früher zu Teil als ich es je gedacht hatte. Es war schon lange ein Traum von mir die balzenden Hähne zu sehen, doch aus Zeitgründen hat es sich bisher nie ergeben die richtigen Orte zu finden.
Gegen 3:00 erreichen wir nun endlich den Parkplatz und blicken neugierig ins Dunkel der Nacht. Was wird uns erwarten? Kommen die Hähne tatsächlich wie erhofft? Wie nah kommen wir ihnen und wie wird das Licht?
Mit all diesen Fragen schultern wir die schweren Rucksäcke und machen uns auf den Weg. Nach knapp einer Stunde stehen wir am Ort des Geschehens. Mit den Stirnlampen versuchen wir darauf zu schliessen, wo die Hähne am aktivsten sind und werden tatsächlich fündig! Einige Federn und Kot liegen in einem Gebiet verteilt, das muss der Ort sein!
Nach weiteren Überlegungen wie wir fotografieren wollen hüpfen wir um kurz nach 4:00 in unsere Tarnzelte und das Warten beginnt...
Es ist noch immer stockdunkel, lediglich die langsam beginnende Dämmerung sowie Anzeichen für ein Morgenrot lassen erste Silhouetten erkennen. Silhouetten von Bäumen natürlich ;-)
Doch dann kommt der Moment! Rund um uns herum flattert und rauscht es als würde ein heftiger Windstoss über uns hinweg ziehen. Als erster Reflex halte ich das Tarnzelt fest damit wir auf keinen Fall abgedeckt werden. Nach einem Augenblick wird mir bewusst, es war gar kein Wind, im Gegenteil. Das tosende Geräusch, welches die Stille der Nacht unterbrochen hat wird von gurrenden und fauchenden Geräuschen fortgeführt.
Die Birkhähne sind da!!! Was für ein magischer Moment das ist, kann man nicht mit Worten beschreiben, das muss man erlebt haben!
Behutsam beuge ich mich vor um einen ersten Blick aus dem Zelt zu werfen, die Hühner sind tatsächlich exakt dort gelandet wo Lars und ich es uns erhofft haben. Von einem Moment auf den anderen sind wir drei in unseren Zelten eingekreist von etwa 10 balzenden Birkhähnen, die teils nur knappe 3 Meter vor uns stehen.
Zum fotografieren ist es noch zu dunkel, dennoch probiere ich bereits Bilder zu machen, wer weiss schon wie lange die Tiere hier sind. Doch mit jeder Minute die vergeht werde ich ruhiger und mir wird klar was für ein Privileg es ist, gerade hier zu sein, inmitten eines der verrücktesten Naturphänomene der Alpen. Die Schönheit die sich direkt vor uns präsentiert sucht seines gleichen. Nebst den hunderten von Bildern die in diesen Momenten geschossen werden, findet sich auch immer wieder die Zeit einfach da zu sitzen und zu geniessen.
Die Geräusche, der Duft, der startende Tag und damit Ankunft des Sonnenlichts laden zum träumen ein. Entsprechend vielfältig sind auch die Bilder geworden und die Stimmungen die darauf verewigt sind.
Von der Dämmerung hinein in die goldene Stunde bis zum strahlenden Sonnenschein ist alles dabei. Es fasziniert mich extrem wie stark sich die Erscheinung der Hühner mit wechselndem Licht verändert. Früh Morgens sind sie tiefschwarz. Mit den ersten Sonnenstrahlen beginnt ihr Federkleid in leuchtendem orange zu reflektieren. Im neutralen Sonnenlicht schimmert besonders ihre Brust in tiefen Blautönen, einfach ein Naturschauspiel von A bis Z.
Unser Glück ist perfekt und wir alle strahlen um die Wette. Erst um etwa 8:00 kehrt Ruhe ein und der erste Hahn fliegt vom Balzplatz. Wenige Augenblicke später folgen die restlichen und fliegen in die selbe Richtung.
Man glaubt es kaum was für ein Spektakel sich da früh Morgens abspielt. Das ist genau der Grund aus dem ich mich so sehr in die Fotografie verliebt habe, nicht nur wegen den Bildern sondern vielmehr wegen Erlebnissen wie diesen. Kein normaler Tagestourist wird je einen Birkhahn aus 3 Meter Entfernung sehen, es sei den er stolpert zufällig darüber.
Ganz besonders freue ich mich über die "weitwinklige" Aufnahme ganz unten in der oben stehenden Galerie. Nicht in meinem kühnsten Traum habe ich an so ein Bild gedacht. Technisch scheint es fast unmöglich ein Wildtier in der Dämmerung zu fotografieren, ohne das alles im Vordergrund schwarz ist, doch aus irgendeinem Grund sollte alles zusammen passen. Der Hahn blieb exakt an der richtigen Stelle stehen und verweilte einen Augenblick. Das erst ermöglichte es mir, die Verschlusszeit zu verlängern um ein helles, scharfes Bild mit extrem wenig Bildrauschen aufzunehmen. Das genau zu diesem Zeitpunkt der Himmel und die Wolken rot leuchteten war das Tüpfelchen auf dem i!
Ich hoffe sehr dieser kleine Bericht hat euch gefallen!
An dieser Stelle möchte ich noch darauf hinweisen wie wichtig es ist MIT der Natur zu leben und sich in der Natur zu bewegen. Leider ist der Mensch ein grosser Störfaktor, vor allem wenn wir uns nicht richtig tarnen. So gibt es immer wieder unbelehrbare die meinen sie können so etwas einfach in normalen Klamotten erleben und mitten in die Balz laufen. So verrückt es klingt und man es den Bildern nicht ansieht, diese Hühner sind sehr scheu und wiederholte Störungen zur Balzzeit können grosse Folgen auf den Nachwuchs haben.
Wenn ihr also ein Gebiet kennt in dem Birkhähne leben und balzen, dann bitte ich euch diesen nur mit entsprechender Tarnung zu betreten. Wenn ihr nicht genau wisst wie man das anstellt zögert nicht mich zu kontaktieren, ich helfe gerne weiter!
Liebe Grüsse, Lukas
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