Der heutige Blog beschäftigt sich mit einem kleinen Naturwunder von dem wohl die wenigsten Menschen je etwas gehört haben. Es geht nämlich um Schwimmeisen.
Seit ich das Buch und die Bilder vom amerikanischen Fotografen Eric Bennett gesehen habe, lassen mich abstrakte Szenen wie die auf dem Bild oben, nicht mehr los. Immer häufiger finde ich mich, mit dem Blick auf den Boden gerichtet durch die heimischen Auenwälder spazieren. Stets auf der Suche nach etwas abstraktem, einzigartigem und vergänglichem, versuche ich alltägliche Motive neu zu interpretieren und auf künstlerische Weise einzufangen.
Die Herangehensweise ist eine gänzlich andere als ich sie mir von der Landschaftsfotografie her gewohnt bin und genau das wird der springende Punkt sein. Sich mit seinem Motiv noch tiefer auseinander zu setzen und auf kleinste Faktoren aufmerksam zu werden, fast schon so, als wolle man Wildtiere suchen und beobachten. Vermutlich sind es diese mystischen Dinge die man nicht einfach vorfindet, sondern auf den perfekten Moment warten muss, die ein Motiv so einzigartig machen.
Genau so ging es mir mit dem Naturphänomen Schwimmeisen. Die Bilder von Eric haben mich verblüfft, aber auch unglaublich neugierig gemacht. Aus diesem Grund fing ich an mir Gedanken zu machen, wo man denn so etwas abseits der grossen amerikanischen Canyons finden könnte.
Doch bevor ich an dem Punkt war an dem ich wusste woher dieser bunte Film kommt, mutmasste ich, es seien natürliche Öle die durch das Zersetzen gefallener Blätter entstehen. So fiel unweigerlich der Herbst als ideal scheinende Jahreszeit in den Fokus.
Die Realität holte mich schnell ein und ich musste feststellen, es ist in den heimischen Gefilden gar nicht so leicht dermassen stille Gewässer zu finden.
Nun vergingen einige Wochen und Monate und das Thema war für mich vorerst weit ausser Reichweite, denn mir viel beim besten Willen kein einziger geeigneter Ort ein der für dieses Projekt in Frage kam.
Wie es das Leben und der Zufall so will sollte ein ganz normaler Sonntagsspaziergang, keine 5 Minuten von meiner Haustüre entfernt eine unerwartete Wendung bringen. Das nahe gelegene Auengebiet ist ein Ort den ich immer wieder gerne besuche, sei es für Eisvogel Fotografie oder einfach zum abschalten. An diesem Sonntag war abschalten das Motto und der Kamerarucksack blieb direkt im Auto. Ohne auf die Uhr oder irgendetwas anderes zu schauen genoss ich die Zeit und das Pfeifen der Vögel, als ich plötzlich an einem der vielen Kanäle entlang lief und mir etwas ins Auge stach.
Erst dachte ich das kann nicht wahr sein und lief näher an den kleinen Tümpel heran. Doch es war tatsächlich wahr!!!
Ohne auch nur daran zu denken fand ich nun nach unzähligen Gedankengängen eine Stelle an der sich dieser wunderbare Film auf dem Wasser bilden konnte und das praktisch vor der Haustüre!
Schnell lief ich zum Auto, holte mein Equipment und nutzte die Zeit die mir noch blieb bis zum Sonnenuntergang. Ich war selten so fasziniert und glücklich nach einer Fotosession wie an diesem Abend.
Jetzt da ich wusste wo sich mir ein solch magischer Anblick bietet, wurde ich immer neugieriger was das denn jetzt ist, was ich da vor der Linse hatte und so begannen meine Recherchen. Es dauerte nicht lange bis ich herausfand, dass es sich nicht um einen Ölfilm handelte. Denn ein Ölfilm wurde sich in jedem Falle wieder schliessen wenn etwas hindurch fällt oder man mit einem Stock herumwirbelt. Das war hier aber nicht der Fall und aus diesem Grund landete ich beim Wort Schwimmeisen.
Noch nie zuvor hatte ich diesen Begriff gehört, geschweige denn eine Ahnung was es ist. Nach weiterer Recherche zeigte sich, es handelt sich um im Untergrund gelöstes Eisen. Sprich, irgendwo unter dieser Pfütze befindet sich Eisen, welches sich fortlaufend auflöst und langsam an die Wasseroberfläche steigt. Ist es einmal dort angekommen und kommt in Kontakt mit Luft, dann fängt sich an, ein hauchdünner Eisenfilm zu bilden.
Wie man sich nun denken kann ist das kein Prozess der innert Minuten oder weniger Stunden passiert, sondern eher über Tage wenn nicht Wochen hinweg. Damit das Schwimmeisen sich ungestört bilden kann bedarf es also absoluter Ruhe im Gewässer. Das bedeutet, etwas viel Wind oder starker Regenfall zerstören den Film, bevor dieser überhaupt sichtbar wird....
Zu Beginn des Herbstes hatten wir aber glücklicher Weise exakt diese ruhigen Verhältnisse, so das sich ein prächtiger Film ausbilden konnte, der darüber hinaus in allen Farben des Regenbogens schillerte. Denn nicht immer strahlt Schwimmeisen in diesen Farben, es kann durchaus auch eintönig bläulich bleiben. Wieso und warum es diese Unterschiede gibt übersteigt mein Wissen bei weitem, deshalb erfreue ich mich einfach des Anblickes und versuche es so gut es mir möglich ist für die Nachwelt einzufangen. Ebenfalls ein glücklicher Zufall sind die vielen verschiedenen Baumarten rund um die Tümpel, die bescheren einem immer neue Motive mit verschiedensten Blättern.
Wer jetzt an eine kleine Umweltkatastrophe denkt, den kann ich beruhigen. In den beiden Tümpeln in denen ich Schwimmeisen gefunden habe leben unzählige Tierarten und diese erfreuen sich bester Gesundheit. So sprangen bei all meinen Besuchen aus allen Ecken Frösche ins Wasser und am Grund der Tümpel tummeln sich Wasserkäfer und erfreuen sich der herabfallenden Blätter. Selbst auf dem Schwimmeisen sind viele kleinste Insekten unterwegs die von blossem Auge kaum erkennbar sind und mir zum Teil erst auf dem Bildern aufgefallen sind...
Leider ist mit dem aktuellen Regenfall auch das Schwimmeisen schlagartig verschwunden und es stellt sich die Frage ob und in welcher Form es sich dieses Jahr nochmals bilden kann.
Für mich ist auf jeden Fall klar, dass ich diese Tümpel von nun an regelmässig besuchen werde und mich von der Farbenpracht und Formenvielfalt verzaubern lasse.
Ich hoffe dieser Bericht konnte euch ein unscheinbares Naturphänomen etwas näher bringen und ihr läuft mit neugierigen Augen durch euer nahegelegenes Waldstück, stets auf der Suche nach den kleinen Wundern der Natur...
Liebe Grüsse, euer Lukas
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